Angstfreie Atmosphäre
„Eine erfrischende Atmosphäre von Authentizität und Aufrichtigkeit sollte an jeder Schule wahrnehmbar sein. Wenn Lehrpersonen und Kinder gemeinsam nach Wissen streben, ist dies sehr hilfreich für das Klassenklima. Es wirkt belebend wie eine Brise Frischluft. Sogar ein Besucher kann das spüren. Der Besucher bemerkt in den Gesichtern von Lehrern und Kindern ein Strahlen, das von einem regen intellektuellen Leben und von Integrität zeugt.“ – Charlotte Mason
Die Schaffung einer inspirierenden Lernatmosphäre ist für Charlotte Mason eines von drei pädagogischen Grundanliegen. Aber was können wir als Schule dazu beitragen? An der Lerche achten wir besonders auf Faktoren, die das Miteinander im Unterricht beeinflussen:
- Lehrer und Schüler sind gemeinsam auf dem Weg, die Wirklichkeit tiefer zu verstehen. Die Lehrperson geht selbst mit Interesse und Freude an die Texte heran und ist für neue Erkenntnisse offen. Eine solche Haltung der Lehrperson wird auch die Schüler anspornen. Es entsteht eine intellektuelle Gemeinschaft.
- Die Lehrperson hat aufrichtige Wertschätzung für jedes Kind. Diese Wertschätzung darf weder an eine erbrachte Leistung, noch an gutes Verhalten oder andere Bedingungen geknüpft sein, denn sie gründet in der Würde der Person. Wenn die Lehrperson einen Schüler korrigiert, dann tut sie es, weil sie in ihm das Potenzial für ein besseres Verhalten sieht. Sie tut es mit Blick auf das Wohl des jeweiligen Schülers, nicht aus Ärger. Der Schüler merkt, dass die Lehrperson seine Fähigkeiten hoch einschätzt und ihm eine qualitativ hochwertige Arbeit zutraut. Es entsteht eine Allianz.
- Die Lehrperson gibt dem Kind Freiraum für eigenständiges Denken. Dieser Freiraum ist leider nicht selbstverständlich. Viele Kinder haben sich daran gewöhnt, den Wert ihrer eigenen Gedanken an deren Übereinstimmung mit dem Lehrer zu messen. Statt Eigenständigkeit entsteht Abhängigkeit. Um dem entgegenzuwirken, halten sich Ambleside-Lehrpersonen mit Lob und Kritik zurück. Gedanken, Beiträge, Stellungnahmen und Standpunkte von Schülern dürfen stehen bleiben, wie sie sind. Wenn ein faktischer Irrtum Aufklärung erfordert, wird die Sache richtiggestellt, meistens von der Klasse selbst.
- Durch die wertschätzende Zurückhaltung der Lehrperson entsteht ein angstfreies Klima. Das Kind weiß: Ich darf Fehler machen. Ich darf meine Gedanken frei formulieren. Weder Lehrer noch Mitschüler werden mich verurteilen oder belächeln. Es gibt keinen Wettkampf um Lob, Anerkennung oder Belohnung, sondern wir sind alle im gleichen Boot und arbeiten an einer Sache, die sich lohnt.
- Die Atmosphäre in der Schule wird auch durch äußere Faktoren beeinflusst. Wie sind die Klassenräume gestaltet? Gibt es natürliches und ausreichend Licht? Welche Musik spielt im Hintergrund, während die Kinder arbeiten? Welche Bilder schmücken die Wände? Wissen wir wirklich, was den Kindern gefällt, oder bestimmen wir schon im Vorfeld, dass gewisse Bücher, Lieder, Werke etc. für Kinder zu „hoch“ sind? Dies sollten wir bedenken, wenn wir die Umgebung der Schüler gestalten. Die Schule sollte ein Haus sein, in dem wir gerne unseren Tag verbringen.