Bezug zum Lernstoff herstellen
„Nie wieder dieses Schulfach, nie wieder jenes Schulfach, nie wieder…!“ Solche „Siegesrufe“ am Ende der Schulzeit sind uns bekannt. Wir lächeln darüber. Aber im Ernst, hier ist doch etwas schiefgegangen! Hat der Unterricht Zugänge verschlossen, anstatt sie zu öffnen? Hat er die Freude, die er hätte vermitteln sollen, verdorben? Hat er das Interesse, das er hätte wecken sollen, im Keim erstickt?
Bildung ist kein Datentransfer. Diese fälschliche Auffassung hat sich uns jedoch durch eigene Erfahrung eingeprägt und lässt sich schwer abschütteln. Sie ist mitverantwortlich dafür, dass Schüler manchmal selbst nach jahrelangem Unterricht mit einem Fachgebiet nichts anfangen können oder sogar eine Abneigung dagegen entwickeln. Mason legt den Finger auf den wunden Punkt, wenn sie sagt:
„Die Frage ist nicht, wie viel ein junger Mensch am Ende seines Bildungsweges weiß, sondern die Frage ist: Wie viel bedeutet ihm die Sache? Wie viele Wissensgebiete haben für ihn Relevanz? Wie groß ist der Boden, auf dem er steht? Und folglich: Wie reichhaltig wird das Leben sein, das vor ihm liegt?“
In anderen Worten: Wir bilden uns nicht, indem wir Daten in unser Gehirn „hochladen“. So aufgenommenes Wissen ist kurzlebig und hinterlässt in uns keinen bleibenden Eindruck. Es verändert uns nicht. Ein gebildeter Mensch hat indessen Interessen und Bezüge. Er steht in Beziehung zu einer Sache oder einem Fachgebiet. Eine Sache bedeutet ihm etwas, sie ruft Staunen und Interesse hervor. Während bloßes Faktenwissen abnimmt, hat ein lebendiger Bezug zum Thema – auch über die Schulzeit hinaus – Wachstumspotenzial.
An der Lerche ist es uns wichtig, dass Schüler, soweit es das Fachgebiet erlaubt, in direkten Kontakt zum Unterrichtsstoff kommen. Wichtige Mittel dazu sind unter anderem altersgemäße, lebendig verfasste Texte aus erster Hand, wie Erlebnisberichte, Biographien oder wissenschaftliche Berichte, regelmäßige Naturbeobachtungen, Exkursionen, Kunst- und Musikbetrachtung anhand der (Original-)werke. Auch der Kontakt zu Menschen verschiedener Altersstufen, sozialen Schichten und Berufsgruppen wird an der Lerche gefördert. (Lesen Sie mehr unter Lebendiges Lernen)
„Wir stehen in Beziehung zum Gegenwärtigen und zum Vergangenen, zu den Dingen über uns und um uns herum. Wie reichhaltig und sinnerfüllt unser Leben ist, hängt davon ab, in welchem Ausmaß wir diese Beziehungen erfassen und sie uns zu Eigen machen.
Jedes Kind ist Erbe eines gewaltigen Gutes. Die Frage ist: Auf welche Weise können wir ein Kind in Besitz dessen bringen, was ihm ja bereits gehört. Es geht nicht darum, das Kind für seinen zukünftigen Beruf auszubilden. Wir nehmen das Kind wie es ist, als Person mit vielen guten Neigungen und aufkeimenden Beziehungen, und wir geben ihm die Chance, die größtmögliche Zahl dieser Beziehungen zu verwirklichen.“ – Charlotte Mason